Das Obama-Spektakel: Historie, Heuchelei und das Imperium
Larry Pinkney’s article entitled ‘The Obama Spectacle: History, Hypocrisy, and Empire’ (January 22, 2009, Issue 308, Black Commentator) was translated into German by LUFTPOST on January 31, 2009 and published in Linke Zeitung (Germany) on February 3, 2009:
HISTORIE, HEUCHELEI UND DAS IMPERIUM
Ausland
Geschrieben von: Larry Pinkney – www.luftpost-kl.de
Dienstag, den 03. Februar 2009 um 20:53 Uhr
Das Obama-Spektakel
In der so genannten Demokratie der herrschenden US-Elite werden die vererbte Heuchelei und der übliche Betrug einfach fortgesetzt. Nachdem das Spektakel der “Krönungsfeierlichkeiten” für Barack Obama, den ersten afroamerikanischen Herrscher des “Amerikanischen Imperiums”, vorbei ist und die herrschende Klasse dieses Landes wieder einmal unzählige Millionen Dollars für ihre Selbstbeweihräucherung verschwendet hat, sehen sich die unterdrückten Massen erneut in ein System zurück gezwungen, das keine bezahlbare Krankenversicherung zu bieten hat, dafür aber durch wachsende Arbeitslosigkeit, durch die unersättliche Habgier der Konzerne und des Militärs, durch Obdachlosigkeit, ungelöste Rassenkonflikte, Polizeiwillkür, überfüllte Gefängnisse und die nie endenden US-Kriege im Ausland gekennzeichnet ist.
Wieder einmal hat diese Nation das geschehen lassen, was allzu häufig geschieht: Ihre Erwartungen wurden ins Gegenteil verkehrt – auch der Traum, den Reverend Dr. Martin Luther King geträumt hat. Heraus gekommen ist ein Albtraum aus Heuchelei von gigantischen Ausmaßen,der in die Geschichte eingehen wird.
Für die Mehrheit der schwarzen, braunen, weißen, roten und gelben Menschen ist der “Traum”, dem der (1967) verstorbene Langston Hughes sein Gedicht “A Dream Deferred” (Vertagter Traum, s. http://www.poemhunter.com/poem/dream-deferred/ ) gewidmet hat,nicht nur “vertagt” worden; er wurde auf obszöne und groteske Weise so verunstaltet und verfälscht, dass er kaum noch zu erkennen ist. Barack Obamas Präsidentschaft ist kein Schritt vorwärts, er setzt auch nicht den Kampf fort, den Nat Turner, John Brown, Harriet Tubman, Malcolm X, Dr. Martin Luther King, Jr. und so viele andere (Bürgerrechtler/innen) gekämpft haben. (Informationen zu allen genannten Personen sind in Wikipedia zu finden.) Obama ist ganz im Gegenteil ein glitschiger, die Rassentrennung befürwortender, zionistischer Opportunist, der die Ziele dieser Kämpfer pervertiert.
Barack Obama hat schon damit begonnen, die Menschen der Vereinigten Staaten schamlos und immer wieder zu “Opfern” aufzufordern, als ob die kleinen Leute dieses Landes nicht schon genug einschneidende und herzzerreißende Opfer hätten bringen müssen. Wie wäre es, wenn die Obama stützenden Konzerneliten von Lockheed, Goldman Sachs und aus der Versicherungs- und Bankenbranche endlich einmal bemerkenswerte, andauernde und schmerzhafte Opfer brächten? Könnte er nicht den kriminellen “Bail out” (die Entschuldungszahlungen) der (Bush-)Regierung an die großen Finanzkonzerne rückgängig machen, den er so begeistert befürwortet hat, und die Billionen Dollars – ohne weitere Bedingungen – den kleinen Leuten zukommen lassen (damit die ihre Schulden bezahlenkönnen)? Wie wäre es, wenn Obama alle US-Angriffskriege sofort stoppen und unsere Männer und Frauen in Uniform wirklich umgehend nach Hause holen würde – ohne weitere Bedingungen? So viele dieser Männer und Frauen haben das größte Opfer gebracht, indem sie ihr Leben angeblich für die “nationale Sicherheit der USA” gegeben haben; dabei waren sie nur das ewige Kanonenfutter aus der Arbeiterklasse, das die Profite für Halliburton und andere habgierige Zuliefer- und Rüstungskonzerne des militärisch-industriellen Komplexes der USA sichern muss.
Barack Obama, der erste afro-amerikanische “Präsidenten”-Strohmann des US-Imperiums, ist nämlich die letzte große Hoffnung, mit der man die internationale US-Vorherrschaft unter dem Deckmantel von Demokratie und Gerechtigkeit im In- und Ausland fortzusetzen gedenkt. Dafür haben ihn die herrschenden politischen und ökonomischen Eliten ausgesucht. Er lässt sich bewusst und freiwillig zu einem wirksamen Werkzeug der herrschenden Klasse machen, und er sollte auch so gesehen und so behandelt werden. Er ist weder progressiv noch links und auch kein Sozialist. Er ist ein zynischer Opportunist und gerissener Politiker, der seine Doppelzüngigkeit hinter schillernder, progressiv klingender Rhetorik verbirgt. Er ist nachweislich der US-Politiker, von dem zu Beginn des 21. Jahrhunderts die größte Gefahr für das politische und wirtschaftliche Wohlergehen der kleinen Leute aller Hautfarben ausgeht.
Ein Leser des BlackCommentator hat mich kürzlich an eine Rede erinnert, die Dr. Martin Luther King am 4. April 1967 in der Riverside Church in New York gehalten hat, genau einJahr, bevor er in Memphis, Tennessee, unter der “Schirmherrschaft” der US-Regierung erschossen wurde. Diese Rede war zweifellos seine wichtigste, aber sie ist vielleicht auch die unbekannteste. Er redete über Vietnam und dass es Zeit sei, das Schweigen zu brechen (s. http://www.americanrhetoric.com/speeches/
mlkatimetobreaksilence.htm ). Jedereinsichtige Mensch, der diese Rede nachliest, wird schnell erkennen, welche Perversion des Kampfes um Gerechtigkeit auf der ganzen Welt der die Apartheid befürwortende, zionistische Barack Obama verkörpert. Wir können und müssen das sehr viel besser als er machen.
Die Inthronisierung Barack Obamas zum US-Präsidenten hat in unserem Land nicht etwa eine “Ära ohne Rassismus” eingeleitet. Sie hat ganz im Gegenteil die politischen, ökonomischen und auch die rassistischen Gegensätze verschärft, und die Heuchelei wird den Massen der schwarzen, weißen, braunen, roten und gelben Menschen letztendlich nicht verborgen bleiben.
“Man kann einige Leute einige Zeit zum Narren halten, das geht aber nicht bei allen und auch nicht für alle Zeiten.” Dieser meistens Abraham Lincoln nachgesagte Ausspruch gilt auch heute noch. Mögen sich die US-Massenmedien – einschließlich CNN und (der lokalen Sender des) PBS – auch noch so komplizenhaft und unermüdlich ihrer eigentlichen Aufgabe widmen, nämlich “die Leute zum Narren halten”, sie werden es nicht schaffen,den Menschen auf Dauer ihre Nöte auszureden und ihre Sehnsüchte zu nehmen, mit oder ohne Obama!
Ich wende mich an die Menschen unseres Landes, unabhängig von ihrer Hautfarbe und ihrer Herkunft, an alle, die ihre Jobs, ihre Häuser oder ihre Familien verlieren, an alle ohne Krankenversicherung, an alle, die es sich nicht leisten können, ihre Kinder aufs College zu schicken, an alle, die in Gefängnissen schmachten, und ich als Schreiber dieser Zeilen fordere euch auf: Vertraut nicht auf die Rhetorik der Politiker oder auf die falschen Versprechungen dieser zynischen Opportunisten! Vertraut auf euch selbst und auf eure Mitmenschen, vertraut auf eure/unsere Fähigkeit, den Unterschied zwischen Rhetorik und Realität zu erkennen! Setzen wir auf unsere Entschlossenheit! Organisieren wir uns! Lasst uns Mitstreiter und Wege finden und beschreiten, die zu einem wirklichen Systemwechsel führen, der den kleinen Leuten nützt und nicht den Konzernen, die den Menschen dieses Landes und der Welt das Blut aussaugen.
Unter Berufung auf bewährte Freiheitskämpfer/innen wie Assata Shakur, Reverend EdwardPinkney, der nicht mit mir verwandt ist, Leonard Peltier, die SF 8 (die acht Bürgerrechtler aus San Francisco, denen ein Mord angehängt werden soll, s. http://www.freethesf8.org/ ) und all die anderen, die schon so lange um Gerechtigkeit für alle kämpfen, fordert euch der Schreiber dieser Zeilen auf:
Haltet durch, denn die Zeit naht, in der eure Kämpfe belohnt werden, und der sprichwörtliche “Tag der Abrechnung” kommt schneller, als manche glauben.
Zu Cynthia McKinney, Rosa Clemente und Cindy Sheehan sage ich: Ich danke euch für eure hartnäckigen und tapferen Bemühungen und euer Beispiel, das uns zeigt, was es heißt, wirklich aufrichtig um das Wohl der Menschen besorgt zu sein, und nicht nur an den blutsaugerischen Apparat der Konzerne, des Militärs und der Gefängnisse zu denken.
Zu den jungen Menschen in diesem Land und auf der ganzen Welt sage ich: Egal, ob ihr schwarz, braun, rot, weiß oder gelb seid. Ich verstehe eure berechtigte Wut und eure Sehnsucht nach einer besseren Welt. I h r habt jedes Recht, euch eine gerechte und humane Welt zu wünschen. I h r seid die Gegenwart und die Zukunft der Menschheit. I h rseid diejenigen, für die so viele von uns gekämpft und ihr Leben gegeben haben, damit wir in E u c h weiterleben. I h r müsst die Kampf gewinnen.
Den Menschen in Palästina, Kuba, Venezuela, Haiti und anderswo sage ich: Ihr sollt wissen,dass euch die Menschen in den USA nicht hassen, und dass diejenigen unter uns,die ein soziales und politisches Bewusstsein haben, an eurer Seite stehen, bei eurem gerechten Bedürfnis, frei und aufrecht zu leben, ohne durch die US-Vorherrschaft eingeschränkt und behindert zu werden.
Die Geschichte kann sich nicht selbst wiederholen. Die Menschen sind schuld, wenn sich die Geschichte wiederholt.
Wir müssen uns immer wieder neu verpflichten, für einen Systemwechsel in unserem Land zu kämpfen, und dürfen uns nicht einlullen lassen von der jüngsten Variante der in den USA üblichen Heuchelei, verkörpert durch Barack Obama.
Vorwärts …!
Larry Pinkney ist Mitherausgeber des Internet-Magazins http://www.blackcommentator.com/ , gehörte der Black Panther Party an, war Innenminister der Republic of New Africa, politischer Gefangener und ist der einzige Amerikaner, der mit seinem Rechtsstreit um politische Bürgerrechte unter Berufung auf die International Covenanton Civil and Political Rights (die Internationale Vereinbarung über bürgerliche und politische Rechte) bis zu den Vereinten Nationen vorgedrungen ist.
Wegen seiner politischen Aktivitäten u. a. gegen den Ausschluss von Wählern wurde Pinkney 1988 in der USA-weit ausgestrahlten Fernsehsendung PBS News Hour (die früher unter dem Namen The McNeil/Lehrer News Hour bekannt war) interviewt. Mehr Informationen über Larry Pinkney sind zu finden in dem Buch “Saying no to Power, Autobiography ofa 20th Century Activist and Thinker” (Nein zum Machtmissbrauch, Biographie eines Aktivisten und Denkers des 20. Jahrhunderts) von William Mandel mit einer Einführung von Howard Zinn. Auszüge aus diesem Buch sind nachzulesen unter http://www.struggle-andwin.net/13201/43480.html . Kontakt zu Larry Pinkney ist aufzunehmen über http://www.blackcommentator.com/contact_forms/larry_pinkney/
gbcf_form.php .3/6 Larry Pinkney Foto: Bo Mehrad (Die Black Panther Party war eine 1966 in den USA gegründete afro-amerikanische Bürgerrechts-und Selbstschutzbewegung, die ihre Hauptaktivitäten in den 60er und 70er Jahren des letzten Jahrhunderts entfaltete. Sie forderte mit anderen Bewegungen die Zusammenfassung der Südstaaten Louisiana, Mississippi, Alabama, Georgia, South Carolina und angrenzender Gebiete mit überwiegend schwarzen Bevölkerung zur Republic of New Africa, die aber wegen sofortiger Interventionen des FBI nur auf dem Papier proklamiert wurde.
In der LUFTPOST http://www.luftpost-kl.de/luftpost-archiv/LP_08/LP21808_101108.pdf haben wir schon einmal einen Artikel Larry Pinkneys zu Obama veröffentlicht, der immer noch lesenswert ist. Ein anderes Gedicht von Langston Hughes haben wir in der LUFTPOST http://www.luftpost-kl.de/luftpost-archiv/LP_06/LP14406_241206.pdf vorgestellt. Darin wird beschrieben,wie die Vereinigten Staaten von Amerika eigentlich sein sollten.Wir haben auch diesen Artikel Larry Pinkneys komplett übersetzt und mit Anmerkungen in Klammern versehen. Zusatzinformationen zu allen genannten Personen gibt es bei Wikipedia. Anschließend drucken wir den Original text ab.) http://blackcommentator.com/308/308_kir_obama_spectacle.html
http://www.luftpost-kl.de/luftpost-archiv/LP_09/LP02709_310109.pdf
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